Reisebuero

Dienstag, 20. März 2007

Where the hell is matt - die Outtakes

Wir kennen ihn alle, wir lieben ihn alle. Matt Harding, der Traveller mit dem extravaganten Tanzstil bringt durch seine Videos Menschen mit angeborenem Reisefieber ins Schwärmen.

Hat sich irgendjemand mal gefragt, was mit all den Aufnahmen geschieht, die nicht in seinen Zusammenschnitten auftauchen?

Hier der Abfall - und für eingefleischte Where the hell is matt-Fans neue inspirierende Bewegtbilder. Viel Spass und gute Reise!

Sonntag, 11. Februar 2007

Mit dem Ohr auf Reisen

Kürzlich wurde am PR-Tag in Dieburg und im dazu gehörigen Blog PR-Fundsachen noch darüber gesprochen, ob sich neue Distributionswege im Web 2.0 für Werbung und Marketing lohnen - gar dann, wenn Journalismus von Marketingabteilungen betrieben wird. Ob nun transparent oder nicht und sei es nun Reisejournalismus oder nicht.

Die Marketingbrains hinter dem Reiseverlag Marco Polo springen nun jedenfalls auch auf den Zug auf und bieten einen Podcast im Zweiwochenrhythmus. Die Themen sind Reise und Freizeit, die Produktion erfolgt nach eigenen Angaben höchst professionell. Immerhin wurden als Sprecher zwei erfahrene Moderatoren verpflichtet: Die freiberufliche Eventmanagerin und Schauspielerin Christiane Maschajechi sowie Radiomoderator und Chorsänger Jérôme Brunelle.

Marco Polo will angeblich den Hörer in ferne Länder und quirlige Metropolen entführen und nebenbei über aktuelle Reise-News, Insider Tipps und Reise-Services informieren. Das Geschäftsmodell scheint glasklar, zumindest für den verantwortlichen Product Manager Gerrit Elvers: „Mit dem professionell produzierten Podcast erreichen wir die reiseinteressierte Zielgruppe auf eine sehr kurzweilige und entspannte Art und Weise und lenken das Interesse regelmäßig auf aktuelle Themen unseres Reiseportals marcopolo.de". Günstiger als Radiowerbung ist der Podcast zweifellos.

Wie haben wir uns also diese systematische Desensibilisierung vorzustellen? Als gesponserte Reisereportage oder vielmehr als atmospärisch gefütterte Werbesendung? Es könnte durchaus gut werden, ich werde auch sofort mal reinhören und hoffe, dass sie die Lektion 2.0 gelernt haben.

Den Podcast gibt's hier...

Mittwoch, 22. November 2006

Geschichten bei lonely planet

Die deutsche Online Ausgabe von Lonely Planet veröffentlicht seit kurzem jede Woche eine Urlaubsgeschichte seiner Leser... und wer hätte das gedacht? Ich habe mich beworben und bin seit heute online.
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Dienstag, 14. November 2006

www.travelistic.com



Neue Plattform mit vielen Reisevideos von Backpackern.
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Freitag, 10. November 2006

Mein Deutschland

Entdecke die besten Restaurants, die schönsten Sonnenuntergänge, die angesagtesten Bars. Fremd in einer Stadt, Quype.com hilft dir weiter. Jedenfalls noch. Denn mal schauen wie lange es dauert, bis die "bösen PRler" diese Seite für sich entdeckt haben. Aber bis dahein - eine schöne Sache...

Freitag, 10. März 2006

Kinder töten Kinder

Vom 16.01.2006. Reiseerlebnisse aus Cambodia.

1975 wurde Phnom Penh von den roten Khmern eingenommen. Ihr Führer Pol Pot wollte den perfekten kommunistischen Staat schaffen. Als eine seiner ersten Amtshandlungen wurden fast eine Million Menschen zwangsweise aufs Land umgesiedelt und Phnom Penh entwickelte sich zu einer Geisterstadt in der nur noch die Soldaten der roten Khmer, die im Durchschnitt nicht älter als 15 Jahre alt waren, ihr Unwesen trieben. Nachdem die Amerikaner sich aus Vietnam zurückgezogen hatten und es kein anderer Staat für nötig hielt einzugreifen konnte Pol Pot ungehindert seine Schreckensherrschaft ausüben. Zuerst ließ er alle Mitglieder des Bildungsbürgertums: Ärzte, Lehrer, Wissenschaftler oder einfach nur Leute die eine Brille trugen zurück in die Hauptstadt bringen, um sie dann auf den Killing Fields oder im gefürchteten Gefängnis Tuol Sleng hinzurichten. Ab diesem Zeitpunkt gehörten Grausamkeiten und Folter in Phnom Penh zum Alltag. Um Munition einzusparen tötete man Gefangene mit einem Bambusstock durch einen gezielten Schlag auf den Hinterkopf. Mehr als 2.000.000 Menschen wurden in den folgenden Jahren getötet. Sie starben durch qualvolle Lebensbedingungen oder Hinrichtungen auf den Killing Fields.


Massengräber auf den Killing Fields

Mein Bus nach Siem Reap sollte Phnom Penh um 12.30 Uhr verlassen. Also hatte ich den Vormittag um mir wenigstens einen Teil der geschichtsträchtigen Hauptstadt Cambodias anzuschauen. Ich bestellte einen Fahrer für halb acht morgens zu meinem Guesthouse, dass direkt am Boeng Kak Lake lag. Um dem morgendlichen Verkehrschaos aus dem Weg zu gehen empfahl mir der Fahrer erst in eines Außenbezirke Phnom Penhs zu fahren. Zu den Killing Fields. Mit seinem Tuk Tuk fuhren wir aus der Stadt raus vorbei an Reisfeldern, über staubige Straßen und den baufälligen Holzhütten, die das Bild überall in Cambodia prägen. Hätte man nicht gewusst wo die Killing Fields liegen, man hätte sie übersehen können. Sie unterscheiden sich auf den ersten Blick nicht von der restlichen Gegend. Überall grünt es, nur an manchen Stellen kann man Gräben erkennen und im Zentrum der Anlage steht ein Denkmal, ein Mahnmal.

Die Killing Fields sind kleiner als ich sie mir vorgestellt habe. Vielleicht hundert Meter lang und eben so breit. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, ein wunderschöner Tag, der so überhaupt nicht zu dieser Stätte passt. Ich bewege mich langsam. Fühle mich unbehaglich, als könnte man die Grausamkeiten die hier stattgefunden haben immer noch spüren. Was mich innerhalb der nächsten Stunde erwartete ist mit Worten fast nicht zu beschreiben.


Mahnmal auf den Killing Fields

Ein Massengrab neben dem anderen. Teilweise haben sie die Leute ausgegraben, teilweise sind die Gräber noch in dem Zustand wie sie die Monster der roten Khmer zurückgelassen haben. Hier liegen 100 Leute begraben, dort 400 und ein Stück weiter gar 600 Leute. Männer, Frauen und Kinder. Jetzt stehe ich vor einem Grab mit einem Schild, dass hier über 100 Körper ohne Köpfe gefunden worden sind. Ich bin traurig und das flaue Gefühl hat sich in Übelkeit entwickelt.

Im Zentrum der Killing Fields steht ein Turm mit einer Glasfront auf der Vorder- und Rückseite. Ich laufe die Stufen nach oben, doch was ich jetzt zu sehen bekomme erschüttert mich bis ins Mark. Während auf dem Boden des Mahnmals ein Haufen dreckiger Kleider zu sehen ist, ist der Rest des Turms voll von Schädeln. Köpfe von Unschuldigen, die der Grausamkeit Pol Pots zum Opfer gefallen sind.


Tuol Sleng, Gefängnis in Phnom Penh

Eine halbe Stunde später stehe ich am Eingang des gefürchteten Gefängnisses Tuol Sleng im Herzen Phnom Penhs. Der erste Eindruck erinnert eher an die Schule, die das Gefängnis auch vor der Zeit der roten Khmer gewesen ist. Nur der Stacheldraht weißt auf ein Gefängnis. Doch sobald ich den ersten Raum betrete, ist dieses unbehagliche Gefühl, dass mich schon auf den Killing Fields verfolgt hatte wieder da. Es scheint hier alles unverändert zu sein. Schreckliche Folterwerkzeuge lehnen an der Wand und an den Wänden, an der Decke und auf dem Boden ist sogar noch Blut zu erkennen.

Als nächstes betrete ich eine Halle. Sie ist wie eine Galerie aufgebaut. Überall hängen Bilder von Häftlingen Tuol Slengs. Angst, Schrecken und Folter sprechen aus den Augen. Die Soldaten der roten Armee, die selbst noch Kinder waren töteten Mütter, Väter und andere Kinder.


Fotos der Opfer der roten Khmer

Als ich zu meinem Fahrer zurückkehre bin ich stumm vor Entsetzen und breche meine Stadttour ab. Pünktlich um 12.30 verlasse ich die Hauptstadt.

Montag, 22. August 2005

Eine andere Welt

5.30 Uhr. Der Wecker klingelte. Erst jetzt realisierte ich die unzähligen Fliegen, die sich im VW Bus angesammelt haben und sich an den Ravioliresten des letzten Abends labten. Die Morgendämmerung hatte bereits eingesetzt, doch noch bestimmte die Nacht und der Wind die Temperaturen.

bulli
Der Bulli

In Shorts und barfuss, jedoch mit Kapuzenpulli und Mütze kletterte ich auf den ca. fünf Meter höher gelegenen Sandsteinfelsen um einen besseren Überblick über die Küste zu haben. „Einmal mit Milch für dich“, sagte er und reichte mir meinen silbernen Kaffeebecher, während er sich neben mich auf den Felsvorsprung gesellte. Ich zog mir die Kapuze über den Kopf, schlürfte einen Schluck von meinem Kaffee. „Was meinst du?“ fragte er. Noch Mal nippte ich am Kaffee, einerseits um etwas Zeit zu gewinnen, meinem mehr oder weniger fachmännischen Urteil den letzten Schliff zu verpassen, andererseits gehört das natürlich zum Ritual - genauso wie Muschelkette um meinen Hals, die vom Salzwasser fettigen Haare oder meine nackten Füße, von denen ich schon nicht mehr sagen konnte, ob sie so braun sind, oder einfach nur schon nicht mehr sauber zu bekommen waren. Ich kniff die Augen zusammen und ging in die Hocke. „Wir haben Offshore, begann ich, der Swell läuft gut rein, doch es ist noch zu früh etwas genaueres zu sagen, weil das Wasser gerade angefangen hat abzulaufen und wir laut Tide-Kalender exakt vor einer Viertelstunde den Höchststand erreicht hatten.“ Schon gestern hatten wir die Erfahrung gemacht, dass an diesem Secret Spot, die Wellen bei Low-Tide besser brechen. „Im Moment brechen die Wellen close out, doch lass uns mal noch ne Weile warten, bis das Wasser sich ein bisschen zurückgezogen hat, dann brechen sie bestimmt wieder direkt über der Sandbank“, fügte ich noch hinzu. „Ich weiß nicht, ich habe gestern von einem dieser Grommets gehört, dass es weiter den Strand runter einen Point Break gibt, der bei Stillstand und gutem Swell sogar als Tube bricht. Vielleicht sollten wir doch unsere Sticks waxen und doch jetzt schon losziehen, bevor die ganzen Locals am Start sind“, sagte er, während er den Kaffeesatz gegen den Wind schüttete.

Wir blickten noch eine Weile aufs Meer hinaus und ohne weitere Worte zu verlieren, schnallten wir unsere Longboards fest, mit denen wir gestern noch vergeblich versucht hatten im Weißwasser nur ansatzweise so etwas wie einen Hang Five, geschweige denn einen Hang Ten hinzubekommen und nur Minuten später schnurrt der Dieselmotor des Bulli wie ein Kätzchen. Drei Kilometer Felsenpiste und unzählige Schlaglöcher später hielten wir direkt am Strand, neben einem alten Pick up – „Siehst du, sind nicht die ersten hier, da geht was“, sagt er. Die ersten Sonnestrahlen liessen die Soup der heranrauschenden Brecher erglitzern. Nachdem wir beide noch Mal das Revier markiert hatten, schlüpften wir in unsere sandigen Neos und begannen unsere Boards zu waxen. Ich mein Malibu. Er sein Shortboard.

supertubos in peniche
Supertubos bricht als Tupe (Peniche, Portugal)

Geblendet von der aufgehenden Sonne näherten wir uns mit den Boards unterm Arm dem Atlantik. Wir kletterten über ein paar Felsen und balancierten zwischen den Möwen hindurch bis zu einer kleinen Blattform von der aus wir ins Wasser glitten. Wir paddelten um den Felsen herum und entdeckten den Besitzer des Pick up rittlings auf seinem Brett sitzen. Wir paddelten weiter und dann sah ich die Felsformation aus dem Wasser schauen. Der Grommet hatte Recht gehabt, ein Point Break, doch zu sehen war bisher nur ein Flat. Alles schien harmlos, bis ich sie heranrollen sah und rief: „Fuck, schau dir die Dinger an - gibt Gas.“

Wir hatten eine Setpause erwischt, doch die war nun vorbei und wir befanden uns genau in der Impact Zone. Der Local paddelte noch ein Stückchen weiter aufs offene Meer, doch er hatte nichts zu befürchten, da er sich im Line up befand. Meine Arme schmerzten bereits, doch über die erste Welle kamen wir noch drüber und hörten sie hinter uns krachend und schäumend aufs Riff brechen. Doch die nächste Welle war zu groß und der Curl lag drohend über uns. Er schaffte es noch seine Nose runterzudrücken und mittels Duck Dive unter der Welle hindurch zu tauchen, doch dieses Manöver funktioniert leider nur mit einem Shortboard. Blitzschnell ließ ich mich ins Wasser fallen, drehte mein Board herum, tauchte unter das Brett und hielt die Nose oberhalb meines Kopfes - die so genannte Eskimorolle. Die Welle rauschte über mich hinweg und ich schwang mich so schnell ich konnte wieder auf mein 8,4 Zoll langes Gefährt und paddelte was das Zeug hielt. Doch die dritte Welle des Sets konnte ich in der Impact Zone nicht überwinden. Wipe out!

Die Welle erwischte mich frontal und drückte mich in Richtung Riffboden. Ich wirbelte durch das Wasser und verlor jegliche Orientierung. Wie üblich hielt ich meine Hände schützend über den Kopf um nicht von meinen eigenen Finnen eins übergebraten zu bekommen. Ich erwartete jeden Moment den Aufschlag, doch dann erwartete mich ein Schmerz ganz anderer Art. Als wollte mir jemand mein Bein ausreißen, zog die Leash an meinem rechten Fuß und zog mich nach oben. Gerade wieder an der Oberfläche, sauste schon die nächste Welle auf mich herunter. Doch diesmal konnte ich kontrolliert untertauchen, bevor mich meine Leash wieder in Richtung Ufer zog. Wieder Luft in meinen Lungen und mein Malibu wieder eingeholt, hatte ich es geschafft. Die nächste Setpause war erreicht und ich bewegte mich in Richtung Line up, wo er und der Local mich mit breitem Grinsen erwarteten.

surfin
Setpause "Paddeln was das Zeug hält"

Kaum angekommen paddelte der Portugiese auf die Steinformation los. Ich saß nun auch rittlings auf meinem Board und beobachtete den Seegang. Und dann sausten sie heran und türmten sich auf. Höher und höher. Ich paddelte über die erste hinweg und war auf Augenhöhe mit dem Local, der einen mustergültigen Take-Off hinlegte und vom Peak aus nach unten sauste. Kaum zu glauben, aber die Welle brach wirklich als Tube, so wie es der Jungspund am Tag zuvor behauptet hatte. Als die Welle langsam an Höhe verlor kehrte der Local mit mehreren Cutbacks immer wieder zum höchsten Teil der Welle zurück um sie bis ganz zum Ende zu reiten.

Schon rollte die nächste Welle heran. „Die ist mir mein Lieber“, rief er, und paddelte los. Kurz bevor sie zu brechen drohte, machte er ein Hohlkreuz, setzte seine Hände neben die Rippen und sprang ab. Der Take-Off klappte und er ritt die Welle ab.

Jetzt war meine Zeit gekommen. Die nächste riesige Barrel näherte sich und ich versuchte so schnell wie möglich genügend Geschwindigkeit aufzunehmen. Dann war die Welle da und ich spürte wie mein Brett langsam stabil wurde. Körperspannung, Hände positionieren, mit den Füßen vom Pad Abspringen und mit den Armen Schwung holen: Take-off! Ich stand, fand mein Gleichgewicht und sauste los…

Und dann war es da: Dieses unbeschreibliche Gefühl der Geschwindigkeit und der Freiheit wenn man die energiegeladenen Wassermassen entlang rauscht. „I`m a surfer“, schreie ich vergnügt in den Wind, während ich mich wieder auf mein Board schwang. Doch schon Sekunden später hieß es wieder: paddeln, paddeln, paddeln und raus aus der Impact Zone, da das nächste Set heranrollte.

wellenreiten in portugal
Wellenreiten in Baleal (Peniche, Portugal)

Die Arme schmerzen, die Augen tränen, die Sonne brennt dir ins Gesicht, die Füße frieren im 14° Grad kalten Wasser. Egal.

Mich hats`erwischt. Ich bin stoked…

P.S.: Wer der Surfsprache nicht mächtig ist. Clickt hier.

Mittwoch, 17. August 2005

Auf das Dach Europas

Auf der Costa la Manteau, im Hintergrund der Gran Paradiso - Quelle: F-punkt-M
Quelle: F-punkt-M

Den Gran Paradiso, 4061 Meter in den Himmel über dem norditalienischen Aostatal ragend, mit dem Bike zu umrunden und dabei vier Pässe – einer über 3.000 Meter – zu überqueren, von dieser Idee wurde ich Mitte letzten Jahres besessen...

Ein Erlebnisbericht
 

Auf das Dach Europas

Die vergletscherten Flanken des Gran Paradiso erheben sich im gleichnamigen Nationalpark auf über 4000 Meter. Um dieses Bergmassiv herum führt ein altes Karrenwegenetz, welches König Vittorio Emanuele II durch sein privates Jagdrevier führte. Diesen Berg mit dem Bike zu umrunden und dabei vier Pässe – einer über 3.000 Meter – zu überqueren, von dieser Idee wurde ich Mitte letzten Jahres besessen.

Auf der Costa la Manteau, im Hintergrund der Gran Paradiso - Quelle: F-punkt-M
Auf dem letzten Pass posieren wir vor dem Gran Paradiso - Quelle: F-punkt-M

Jetzt stehe ich 300 Höhenmeter unterhalb des Col Lauson, mit 3.296 Meter über NN dem höchsten Punkt unserer Tour. Es ist kurz nach Mittag, schon seit einigen Stunden kämpfen wir uns über schmale Pfade nach oben. In der dünnen Höhenluft kann ich meinen Muskeln nicht genug Sauerstoff liefern – an fahren ist nicht mehr zu denken. Sobald ich mich in den Sattel schwinge, spüre ich regelrecht die Milchsäure fließen – also schieben.

Doch auch damit ist jetzt Schluss. Der letzte Anstieg führt über eine ausgedehnte Geröllhalde, immer wieder muss ich mein Bike auf die Schulter nehmen und es über große Schieferblöcke tragen. Hier sieht es aus wie in der Mondlandschaft eines alten Science-Fiction-Films. „Auf geht’s Junge, nur noch 200 Höhenmeter!“, so motiviere ich mich nun schon seit einer halben Stunde, doch der Pass scheint nicht näher kommen zu wollen. Alle 10 Meter muss ich schwer atmend stehen bleiben. Mein Rad – konsequent aus leichten Materialien gebaut – wird mit jedem Schritt bleierner.

„Nur noch 100 Höhenmeter – es ist nicht mehr weit!“ Meine Arme fühlen sich an wie Pudding. Die rechte Schulter schmerzt vom Gewicht des Bikes und des Rucksacks. In den 32 Litern meines Daypacks trage ich für vier Tage mein Leben herum. Ich bin mir sicher: „Wenn ich mich jetzt hinsetze, stehe ich nicht mehr auf.“ Also weiter! Noch eine halbe Stunde. Immer öfter muss ich pausieren, flehentlich richte ich dann meinen Blick hinauf zu dem kleinen Einschnitt zwischen den umliegenden Bergen – auf ihn konzentriert sich nun mein ganzes Denken.

Auf dem Col Lauson - Quelle: F-punkt-M
Auf dem Col Lauson - Quelle: F-punkt-M

Endlich stehen wir oben. Der Pass ist so klein, dass wir kaum wissen, wo wir unsere Räder abstellen sollen. Nach beiden Seiten fällt er steil ab. Es ist kalt und windig – wir sollten weiter. Egal, wir brauchen ein paar Minuten. Nach Kurzem bin ich wieder so weit, dass ich ein paar Fotos machen kann. Die Abfahrt auf der anderen Seite sieht kaum besser aus als der Weg nach oben. Wegen der schmalen Wege und der Absturzgefahr schieben wir ein ganzes Stück nach unten bevor wir uns trauen, auf die Räder zu steigen.

Jetzt erfasst uns der Rausch des Mountainbikens. Immer schneller durchfahren wir die engen Kehren der Abfahrt – scharf anbremsen, einlenken, im Wiegetritt heraus beschleunigen. Wir sehen Steinböcke, sie fliehen nicht, wir sind vorbei. Die Abfahrt ist endlos – 1.600 Höhenmeter. Ich überlege mir die Kehren zu zählen; es sind zu viele. Im tief eingeschnittenen Valle di Gogne beginnt es schon zu dämmern als wir unten ankommen – „high five“ – wir haben es geschafft.

Auch die nächsten Tage verlangen uns alles ab – viel schieben, Pfadspuren und Steinmänner suchen, hereinbrechende Dunkelheit, verpasste Busverbindungen. Entschädigt werden wir mit wahrhaft grandiosen Blicken und einmaligen Naturerlebnissen.

Pfadspuren folgen im Valle del Meyes - Quelle: F-punkt-M
Im Valle del Meyes müssen wir Pfadspuren folgen - Quelle: F-punkt-M

Jedes Mal, wenn wir Wanderern begegnen, kommen wir uns vor wie Helden – ihre Kommentare schwanken von ehrlicher Bewunderung bis zu: „You are crazy!“ Sie jubeln uns zu, wenn wir mit einem Bunny Hop über einen großen Stein hinwegsetzen und unterhalb des Col del Nivolé will es sich ein alter Mann nicht nehmen lassen uns allen die Hand zu schütteln und aufmunternd auf die Schulter zu klopfen, als wir ihm in gebrochenem italienisch erklären, wo wir herkommen.

Dienstag, 22. März 2005

Wohnt die Gehässigkeit in jedem von uns?

hotelwein
Ich frage mich, ob es einen
Hotelangestellten gibt, der
sich diebisch darüber freut,
Urlaubern eine Flasche Wein
als Gastgeschenk aufs
Zimmer zu stellen.

Wo es doch anzunehmen ist,
dass mindestens 90% aller
Pauschaltouristen kein
Schweizer Taschmesser und
schon gar keinen Korkenzieher
in ihren Koffer gepackt haben...

Trau Dich!

Du stehst draußen,

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