Auf das Dach Europas
Die vergletscherten Flanken des Gran Paradiso erheben sich im gleichnamigen Nationalpark auf über 4000 Meter. Um dieses Bergmassiv herum führt ein altes Karrenwegenetz, welches König Vittorio Emanuele II durch sein privates Jagdrevier führte. Diesen Berg mit dem Bike zu umrunden und dabei vier Pässe – einer über 3.000 Meter – zu überqueren, von dieser Idee wurde ich Mitte letzten Jahres besessen.
Auf dem letzten Pass posieren wir vor dem Gran Paradiso - Quelle: F-punkt-M
Jetzt stehe ich 300 Höhenmeter unterhalb des Col Lauson, mit 3.296 Meter über NN dem höchsten Punkt unserer Tour. Es ist kurz nach Mittag, schon seit einigen Stunden kämpfen wir uns über schmale Pfade nach oben. In der dünnen Höhenluft kann ich meinen Muskeln nicht genug Sauerstoff liefern – an fahren ist nicht mehr zu denken. Sobald ich mich in den Sattel schwinge, spüre ich regelrecht die Milchsäure fließen – also schieben.
Doch auch damit ist jetzt Schluss. Der letzte Anstieg führt über eine ausgedehnte Geröllhalde, immer wieder muss ich mein Bike auf die Schulter nehmen und es über große Schieferblöcke tragen. Hier sieht es aus wie in der Mondlandschaft eines alten Science-Fiction-Films. „Auf geht’s Junge, nur noch 200 Höhenmeter!“, so motiviere ich mich nun schon seit einer halben Stunde, doch der Pass scheint nicht näher kommen zu wollen. Alle 10 Meter muss ich schwer atmend stehen bleiben. Mein Rad – konsequent aus leichten Materialien gebaut – wird mit jedem Schritt bleierner.
„Nur noch 100 Höhenmeter – es ist nicht mehr weit!“ Meine Arme fühlen sich an wie Pudding. Die rechte Schulter schmerzt vom Gewicht des Bikes und des Rucksacks. In den 32 Litern meines Daypacks trage ich für vier Tage mein Leben herum. Ich bin mir sicher: „Wenn ich mich jetzt hinsetze, stehe ich nicht mehr auf.“ Also weiter! Noch eine halbe Stunde. Immer öfter muss ich pausieren, flehentlich richte ich dann meinen Blick hinauf zu dem kleinen Einschnitt zwischen den umliegenden Bergen – auf ihn konzentriert sich nun mein ganzes Denken.
Auf dem Col Lauson - Quelle: F-punkt-M
Endlich stehen wir oben. Der Pass ist so klein, dass wir kaum wissen, wo wir unsere Räder abstellen sollen. Nach beiden Seiten fällt er steil ab. Es ist kalt und windig – wir sollten weiter. Egal, wir brauchen ein paar Minuten. Nach Kurzem bin ich wieder so weit, dass ich ein paar Fotos machen kann. Die Abfahrt auf der anderen Seite sieht kaum besser aus als der Weg nach oben. Wegen der schmalen Wege und der Absturzgefahr schieben wir ein ganzes Stück nach unten bevor wir uns trauen, auf die Räder zu steigen.
Jetzt erfasst uns der Rausch des Mountainbikens. Immer schneller durchfahren wir die engen Kehren der Abfahrt – scharf anbremsen, einlenken, im Wiegetritt heraus beschleunigen. Wir sehen Steinböcke, sie fliehen nicht, wir sind vorbei. Die Abfahrt ist endlos – 1.600 Höhenmeter. Ich überlege mir die Kehren zu zählen; es sind zu viele. Im tief eingeschnittenen Valle di Gogne beginnt es schon zu dämmern als wir unten ankommen – „high five“ – wir haben es geschafft.
Auch die nächsten Tage verlangen uns alles ab – viel schieben, Pfadspuren und Steinmänner suchen, hereinbrechende Dunkelheit, verpasste Busverbindungen. Entschädigt werden wir mit wahrhaft grandiosen Blicken und einmaligen Naturerlebnissen.
Im Valle del Meyes müssen wir Pfadspuren folgen - Quelle: F-punkt-M
Jedes Mal, wenn wir Wanderern begegnen, kommen wir uns vor wie Helden – ihre Kommentare schwanken von ehrlicher Bewunderung bis zu: „You are crazy!“ Sie jubeln uns zu, wenn wir mit einem Bunny Hop über einen großen Stein hinwegsetzen und unterhalb des Col del Nivolé will es sich ein alter Mann nicht nehmen lassen uns allen die Hand zu schütteln und aufmunternd auf die Schulter zu klopfen, als wir ihm in gebrochenem italienisch erklären, wo wir herkommen.
Auf dem letzten Pass posieren wir vor dem Gran Paradiso - Quelle: F-punkt-M
Jetzt stehe ich 300 Höhenmeter unterhalb des Col Lauson, mit 3.296 Meter über NN dem höchsten Punkt unserer Tour. Es ist kurz nach Mittag, schon seit einigen Stunden kämpfen wir uns über schmale Pfade nach oben. In der dünnen Höhenluft kann ich meinen Muskeln nicht genug Sauerstoff liefern – an fahren ist nicht mehr zu denken. Sobald ich mich in den Sattel schwinge, spüre ich regelrecht die Milchsäure fließen – also schieben.
Doch auch damit ist jetzt Schluss. Der letzte Anstieg führt über eine ausgedehnte Geröllhalde, immer wieder muss ich mein Bike auf die Schulter nehmen und es über große Schieferblöcke tragen. Hier sieht es aus wie in der Mondlandschaft eines alten Science-Fiction-Films. „Auf geht’s Junge, nur noch 200 Höhenmeter!“, so motiviere ich mich nun schon seit einer halben Stunde, doch der Pass scheint nicht näher kommen zu wollen. Alle 10 Meter muss ich schwer atmend stehen bleiben. Mein Rad – konsequent aus leichten Materialien gebaut – wird mit jedem Schritt bleierner.
„Nur noch 100 Höhenmeter – es ist nicht mehr weit!“ Meine Arme fühlen sich an wie Pudding. Die rechte Schulter schmerzt vom Gewicht des Bikes und des Rucksacks. In den 32 Litern meines Daypacks trage ich für vier Tage mein Leben herum. Ich bin mir sicher: „Wenn ich mich jetzt hinsetze, stehe ich nicht mehr auf.“ Also weiter! Noch eine halbe Stunde. Immer öfter muss ich pausieren, flehentlich richte ich dann meinen Blick hinauf zu dem kleinen Einschnitt zwischen den umliegenden Bergen – auf ihn konzentriert sich nun mein ganzes Denken.
Auf dem Col Lauson - Quelle: F-punkt-M
Endlich stehen wir oben. Der Pass ist so klein, dass wir kaum wissen, wo wir unsere Räder abstellen sollen. Nach beiden Seiten fällt er steil ab. Es ist kalt und windig – wir sollten weiter. Egal, wir brauchen ein paar Minuten. Nach Kurzem bin ich wieder so weit, dass ich ein paar Fotos machen kann. Die Abfahrt auf der anderen Seite sieht kaum besser aus als der Weg nach oben. Wegen der schmalen Wege und der Absturzgefahr schieben wir ein ganzes Stück nach unten bevor wir uns trauen, auf die Räder zu steigen.
Jetzt erfasst uns der Rausch des Mountainbikens. Immer schneller durchfahren wir die engen Kehren der Abfahrt – scharf anbremsen, einlenken, im Wiegetritt heraus beschleunigen. Wir sehen Steinböcke, sie fliehen nicht, wir sind vorbei. Die Abfahrt ist endlos – 1.600 Höhenmeter. Ich überlege mir die Kehren zu zählen; es sind zu viele. Im tief eingeschnittenen Valle di Gogne beginnt es schon zu dämmern als wir unten ankommen – „high five“ – wir haben es geschafft.
Auch die nächsten Tage verlangen uns alles ab – viel schieben, Pfadspuren und Steinmänner suchen, hereinbrechende Dunkelheit, verpasste Busverbindungen. Entschädigt werden wir mit wahrhaft grandiosen Blicken und einmaligen Naturerlebnissen.
Im Valle del Meyes müssen wir Pfadspuren folgen - Quelle: F-punkt-M
Jedes Mal, wenn wir Wanderern begegnen, kommen wir uns vor wie Helden – ihre Kommentare schwanken von ehrlicher Bewunderung bis zu: „You are crazy!“ Sie jubeln uns zu, wenn wir mit einem Bunny Hop über einen großen Stein hinwegsetzen und unterhalb des Col del Nivolé will es sich ein alter Mann nicht nehmen lassen uns allen die Hand zu schütteln und aufmunternd auf die Schulter zu klopfen, als wir ihm in gebrochenem italienisch erklären, wo wir herkommen.
F-punkt-M - 17. Aug, 12:25
1 Kommentar - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
pcf - 18. Aug, 01:51
hammergeil!! macht laune auf mehr! gibts noch weitere bilder/textliche eindrücke? falls ja, her damit... :)
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