Mittwoch, 8. Juni 2005

Unterschicht oder unterbelichtet?

Sind die Zeiten des Unterschichtenfernsehens schon wieder vorbei? Noch vor wenigen Wochen war dieses Wort in aller Munde. Alles verachtenswerte und vorgeblich intellektuell minderwertige wurde plötzlich mit der Vorsilbe Unterschichten- versehen. Der Begriff der „Unterschichtenblogs“ ritt ebenfalls auf dem Hype mit. Als ob das, was vor wenigen Wochen noch von allen gelesen wurde, nun nicht mehr gut genug sei.

Dabei lehrte uns doch die Welt (ich höre schon die ersten Rufe: „Unterschichtenartikel!“) vor kurzem, dass der Begriff Unterschichtenfernsehen jeglicher Grundlage entbehrt und als „vulgärsoziologisch“ gebrandmarkt werden sollte. Ein populistischer Begriff, dazu erkoren diejenigen aus der grauen Masse herauszuheben, die ihn verwenden. Doch was passiert stets zu solchen Zeiten? Jeder will herausragen.
Und wenn alle etwas Besonderes sind, ist niemand etwas Besonderes.

Aber vielen Medien geht es wie alten Pfannen: In Zeiten des Teflons sind sie urplötzlich unterbeschichtet.

Doch ob Unterschicht oder nur unterbelichtet, die Grenzen sind hier sicher fließend. Und was wird passieren? Nichts. Der Begriff wird wieder verschwinden – wie J.B.O. Irgendwo in einem finsteren Keller werden zu sehr von sich überzeugte Studenten noch in 20 Jahren den Begriff des Unterschichtenirgendwas selbstbeweihräuchernd aus einer alten Andenkenskiste ausgraben. Und Bild wird es immer noch geben.

Aber keine Angst: Nur noch 198 mal schlafen, dann kommt das Christkind. Und wenn Ihr ganz brav seid, dann bringt es Euch vielleicht ein neues Wort mit das Euch hilft, Euer kleines Weblog besser zu machen als jedes andere x-beliebige Medium. ;o)

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Turin - 8. Jun, 23:12

uh, da könnte man ja böse kritik rauslesen ... aber nur könnte ;)

da sieht man mal wieder, was ein bißchen abwaschen so anrichtet ;)

Postbote - 8. Jun, 23:27

In die Pfanne hauen

Ich hätte da noch ein paar Wörtchen für die Andenkenkiste: Medienelite! Proletariat! Epochale Verdummung! Jamba-Generation...

Die Teflon-Pfanne ist schon wirklich Preis-verdächtig, die kommt definitiv ohne Umschweife in meine Wortküche.

F-punkt-M - 8. Jun, 23:36

Eigentlich hätte so ein Artikel ja eher einem Verfasser des grandiosen, exzellent strukturierten und ausgearbeiteten Digital-Divide-Referates gestanden ^^

Und ich denke was die Jamba-Generation angeht, sind wir sicher noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt. Ich sage nur: "weg1" ;o)

Postbote - 9. Jun, 10:56

Schlagworte und Statistiken

Um ehrlich zu sein war das auch mein erster Gedanke ;-) Schlagworte, Zitate oder Statistiken schlichen sich beim Lesen Deines Textes gleichermaßen häufig in mein Gedächtnis. Vielleicht werde ich mich bald auch schon gebührend hier auslassen. Das gerade weil die Jamba-Generation eine akute Gefahr für den allgemeinen deutschen Durchschnitts-Intelligenzquotienten bedeutet.
Jan Soefjer - 16. Jun, 00:08

Namen kommen und gehen, Missstände bleiben

Für mich persönlich war/ist der Unterschichtenbegriff nur ein Name für vieles, was mir schon lange aufgestoßen war und es immer noch tut. Und nur darum geht es im Endeffekt.
Die Begriffe kommen und gehen, die medialen Missstände bleiben. Auch ich will kein Ranicki-Programm für alle, aber was mittlerweile in den Medien, insbesondere im Nachmittagsfernsehen, den Menschen zugemutet wird, ist fern jedes Anspruches. Im gleichen Zuge genießen dann jedoch Journalisten genau so wenig Ansehen wie Politiker und Buchhändler (nach einer repräsentativen Umfrage des Allensbacher Instituts). Irgendwas läuft da doch gewaltig schief.

Turin - 18. Jun, 10:03

Bist du denn besser als ein Politiker oder Buchhändler?
Jan Soefjer - 24. Jun, 10:06

Wieso besser? Manche Berufe haben eben in der Öffentlichkeit mehr Ansehen als andere.
Turin - 29. Jun, 20:24

Du hast doch selbst geschrieben dass da irgendwas gewaltig schief läuft, wenn Journalisten "genau so wenig Ansehen wie Politiker und Buchhändler" genießen.

Also hälst du diesen Tatbestand doch für falsch - folglich willst du ein höheres Ansehen als die anderen beiden Berufsgruppen, womit wir wieder bei meiner Frage wären.
pcf - 30. Jun, 01:17

um mich hier mal sinnfrei einzuklinken ;)

- das nachmittags-fernsehen ist seit beginn der 90er "anspruchslos" (braucht man und frau eigentlich immer ein anspruchsvolles programm?). wobei das sicherlich auch mit der vielfalt der sender zu tun hat, die im letzten jahrzehnt deutlich angewachsen ist.

- buchhändler-satz: jan hat es imo anders gemeint als geschrieben

- dennoch: journalisten sind zumindest für mich nichts besonderes. sie haben höchstens (wenn das überhaupt für die mehrheit der journalisten gilt) eine besondere position inne. ansonsten sind sie genauso toll oder schlecht wie philosophen, müllmänner oder kioskbesitzer...
7an - 3. Jul, 13:36

Ahhhchsoo, ihr macht ein Monatsblog^^. *g*

Trau Dich!

Du stehst draußen,

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