Schauerlich bedauerlich
Es gibt Zeiten, die sich eigentlich nur noch mittels historischer Romane durchleben lassen, Zeiten in denen dem Papst die Nase vor der Tür zugeschlagen wurde, Zeiten, in denen man öffentlich geächtet wurde, wenn man in friedlicher Absicht religionskritische Texte zitierte und Zeiten, in denen sich die Fronten verhärteten, um dem Gegner was auch immer abzuringen.
Doch Geschichte wiederholt sich, heisst es ja. Legt man den historischen Schinken mal bei Seite und konzentriert sich auf den Papstbesuch der letzten Tage in Deutschland, dann möchte man diesen Satz wohl nur zu gerne glauben. Dem christlichen Kirchenoberhaupt soll dieses Mal eine Entschuldigung abgerungen werden, für eine Sache, die nicht zu entschuldigen ist. Nämlich das Zitat eines historischen Textes, der sich kritisch mit der Religion auseinandersetzt. Kann man ja froh sein, dass man Journalist und nicht Papst ist, denn sonst hätte man so manches mal kaum noch etwas zu Papier zu bringen.
Die Symbolik, die sich hinter der Forderung der ägyptischen Muslimbruderschaft verbirgt (hier muss nun der schöne dpa-Satz stehen: "Die ägyptische Muslimbruderschaft ist eine der ältesten, größten und einflussreichsten Organisationen in der arabischen Welt."), ist jedoch um einiges weittragender als ein knappes Zitat eines seit über sechshundert Jahren verbuddelten byzantinischen Kaisers. Ob dieses Zitat nun nötig, clever oder illustriernd war, ist eine andere Frage.
Papst Benedikt, stellvertretend für die christliche Kirche, soll also Hassgefühle gegen den Islam unter seinem Gewand tragen. Demzufolge wirkt es irritierend, dass er zum Dialog der Religionen aufruft, Integration von Muslimen in Deutschland fordert und diplomatische Wege als Mittel zur Verständigung von anerkannten alten Kulturen vorschlägt. Aber in diesem Teil seiner Reden scheint das eine oder andere Ohr gerade Pause gehabt zu haben.
Das Erschütternde an der Forderung der Entschuldigung ist, dass sie an Respekt- und Verständnislosigkeit nicht übertroffen werden kann. Hierfür muss auch beachtet werden, das sich der Vorwurf nicht etwa gegen eine meinungsbildende Aussage des Papstes richtet, sondern eben gegen ein Zitat. Wie kann eines der öffentlichen Sprachrohre einer - im Grunde sehr friedlichen - Weltreligion, die sich selbst durch den kapitalistischen Westen als unterdrückt bezeichnet, dem katholischen Kirchenvater Äußerungen vorwerfen, die in ihrer radikalen Würze gerade einmal einem Bruchteil des üblichen Jargons von muslimischer Seite entsprechen?
Es muss es nur öffentlich kundtun. Zweifel an der Notwendigkeit werden vom allgemeinen Schuldgefühl des Westens und wenn nicht, spätestens von der Terrorangst weggespült. Der Westen hat für diesen Groll schon alleine aus historischem Verständnis heraus ein offenes Ohr. Insofern spielen Kläger und Angeklagter nicht in der gleichen Liga. Erstgenannte fühlen sich dauerhaft vom Aussterben bedroht, Letztere befinden sich schon von Natur aus in der klassischen Rechfertigungsposition einer liberalen Kultur. Man stelle sich einmal vor, der Papst würde seine diplomatischen Beziehungen zu einem muslimischen Land abbrechen, weil eines der geistlichen Oberhäupter ein Schriftstück aus dem 14. Jahrhundert zitiert. Das wäre für den einen oder anderen radikalen Islamisten sicherlich bereits ein Grund für das Aussenden einer Atombombe.
Besorgniserregend und extrem bedauerlich ist in diesem Fall nun vielmehr, dass die Kette der Kritiker vom ehemaligen Konstantinopel über Andalusien bis ins nördliche Afrika reicht. Und sicherlich wird sie in den nächsten noch um einige Glieder erweitert werden. Der Papst hat nun eine grauenvolle Aufgabe und steht unter Zugzwang: er kann seine Würde, seinen intellektuellen Anspruch und die Toleranz der Meinungsfreiheit fallen lassen und damit zum einen höchste Bereitschaft zum Dialog und zum anderen aber erzwungene Untergebenheit zum Schutz seiner Schafe demonstrieren. Damit hätte er eine Eskalation vorerst aufgeschoben. Er könnte eben diese Werte aber auch hoch halten und somit den Graben zwischen der christlichen und muslimischen Welt -. zumindest vorübergehend - wieder um ein paar Meter vertiefen. Es wäre aber auch nicht überraschend, wenn gerade jener Papst, der zwischen konservativer katholischer Kirche und modernem Glauben einen Verbindung herzustellen vermag, einen Baumstamm fällen und ans andere Ufer schmeißen würde. Er müsste nur aufpassen, dass ihm nicht vorgeworfen wird, er habe Andersgläubige mit hölzernen Wurfgeschossen attackiert.
Doch Geschichte wiederholt sich, heisst es ja. Legt man den historischen Schinken mal bei Seite und konzentriert sich auf den Papstbesuch der letzten Tage in Deutschland, dann möchte man diesen Satz wohl nur zu gerne glauben. Dem christlichen Kirchenoberhaupt soll dieses Mal eine Entschuldigung abgerungen werden, für eine Sache, die nicht zu entschuldigen ist. Nämlich das Zitat eines historischen Textes, der sich kritisch mit der Religion auseinandersetzt. Kann man ja froh sein, dass man Journalist und nicht Papst ist, denn sonst hätte man so manches mal kaum noch etwas zu Papier zu bringen.
Die Symbolik, die sich hinter der Forderung der ägyptischen Muslimbruderschaft verbirgt (hier muss nun der schöne dpa-Satz stehen: "Die ägyptische Muslimbruderschaft ist eine der ältesten, größten und einflussreichsten Organisationen in der arabischen Welt."), ist jedoch um einiges weittragender als ein knappes Zitat eines seit über sechshundert Jahren verbuddelten byzantinischen Kaisers. Ob dieses Zitat nun nötig, clever oder illustriernd war, ist eine andere Frage.
Papst Benedikt, stellvertretend für die christliche Kirche, soll also Hassgefühle gegen den Islam unter seinem Gewand tragen. Demzufolge wirkt es irritierend, dass er zum Dialog der Religionen aufruft, Integration von Muslimen in Deutschland fordert und diplomatische Wege als Mittel zur Verständigung von anerkannten alten Kulturen vorschlägt. Aber in diesem Teil seiner Reden scheint das eine oder andere Ohr gerade Pause gehabt zu haben.
Das Erschütternde an der Forderung der Entschuldigung ist, dass sie an Respekt- und Verständnislosigkeit nicht übertroffen werden kann. Hierfür muss auch beachtet werden, das sich der Vorwurf nicht etwa gegen eine meinungsbildende Aussage des Papstes richtet, sondern eben gegen ein Zitat. Wie kann eines der öffentlichen Sprachrohre einer - im Grunde sehr friedlichen - Weltreligion, die sich selbst durch den kapitalistischen Westen als unterdrückt bezeichnet, dem katholischen Kirchenvater Äußerungen vorwerfen, die in ihrer radikalen Würze gerade einmal einem Bruchteil des üblichen Jargons von muslimischer Seite entsprechen?
Es muss es nur öffentlich kundtun. Zweifel an der Notwendigkeit werden vom allgemeinen Schuldgefühl des Westens und wenn nicht, spätestens von der Terrorangst weggespült. Der Westen hat für diesen Groll schon alleine aus historischem Verständnis heraus ein offenes Ohr. Insofern spielen Kläger und Angeklagter nicht in der gleichen Liga. Erstgenannte fühlen sich dauerhaft vom Aussterben bedroht, Letztere befinden sich schon von Natur aus in der klassischen Rechfertigungsposition einer liberalen Kultur. Man stelle sich einmal vor, der Papst würde seine diplomatischen Beziehungen zu einem muslimischen Land abbrechen, weil eines der geistlichen Oberhäupter ein Schriftstück aus dem 14. Jahrhundert zitiert. Das wäre für den einen oder anderen radikalen Islamisten sicherlich bereits ein Grund für das Aussenden einer Atombombe.
Besorgniserregend und extrem bedauerlich ist in diesem Fall nun vielmehr, dass die Kette der Kritiker vom ehemaligen Konstantinopel über Andalusien bis ins nördliche Afrika reicht. Und sicherlich wird sie in den nächsten noch um einige Glieder erweitert werden. Der Papst hat nun eine grauenvolle Aufgabe und steht unter Zugzwang: er kann seine Würde, seinen intellektuellen Anspruch und die Toleranz der Meinungsfreiheit fallen lassen und damit zum einen höchste Bereitschaft zum Dialog und zum anderen aber erzwungene Untergebenheit zum Schutz seiner Schafe demonstrieren. Damit hätte er eine Eskalation vorerst aufgeschoben. Er könnte eben diese Werte aber auch hoch halten und somit den Graben zwischen der christlichen und muslimischen Welt -. zumindest vorübergehend - wieder um ein paar Meter vertiefen. Es wäre aber auch nicht überraschend, wenn gerade jener Papst, der zwischen konservativer katholischer Kirche und modernem Glauben einen Verbindung herzustellen vermag, einen Baumstamm fällen und ans andere Ufer schmeißen würde. Er müsste nur aufpassen, dass ihm nicht vorgeworfen wird, er habe Andersgläubige mit hölzernen Wurfgeschossen attackiert.
Postbote - 15. Sep, 11:08
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Trackback URL:
https://post.twoday.net/stories/2672279/modTrackback