Dienstag, 14. März 2006

Die Marke "deutsch"

Heute hatte ich endlich Zeit, um in der Stadt ein paar Fotos zu machen. Das war ziemlich anstrengend bei der Hitze. Mit dem Bus fuhr ich von Vitacura aus bis zur "Escuela Militar", von dort ging es mit der Metro weiter. Busfahren ist hier ein richtiges Abenteuer - dafür ist es billig: Pauschalpreis, egal welche Strecke, etwas über 50 Cent. Für diesen Preis bekommt man dann auch rabiate Fahrweise und klapprige Gefährte. Mir macht es trotzdem Spaß. Mit der Metro ging es dann weiter in die Stadt, bis zu "La Moneda". Von dort aus bin ich zu Fuß weiter.


Auf dem "Placa de Armas"

Santiago ist eine Stadt der Gegensätze: Zwischen alten Gebäuden stehen neue, hochmoderne Tower. Zwischen Business und Geld befindet sich Armut und Elend. Bei einem zweistündigen Marsch bekommt man das alles zu sehen. Santiago ist sicherlich untypisch für Südamerika, denn es ist irgendwie gar nicht südamerikanisch. Es wirkt auf den unbedarften Betrachter eher europäisch. Man sieht hier kaum indigene Gesichter. Viele sind blond, relativ groß und eben europäisch. "Chilenen sind die Preußen Südamerikas", heißt es gerne. Da ist was dran.


Die Stadt der Gegensätze

Selbst Buenos Aires, obwohl größer und "näher" an Europa, ist südamerikanischer. "Die Chilenen sind so, weil sie auf einer Insel leben", erzählt mir jemand. Ist eigentlich gar nicht so falsch: Ein schmaler Streifen umgeben von Bergen und Wasser - eine Insel halt. Das macht sie gegenüber Neuem etwas skeptisch. Sie üben sich in Zurückhaltung. Wenn das keine preußische Tugend ist?

Chilenen haben und halten viel von Deutschland. Deutsch, das ist hier eine Marke: Deutsche Schulen, deutsche Clubs und deutsche Waren. Selbst ein bisschen deutsch zu sein, das ist hier schick. Man hat es als Deutscher also nicht schwer. Alles ist ein bisschen deutsch: Die Polizei, das Militär, die Menschen. Es gibt hier mehr Chilenen, die besser Deutsch sprechen als ich Spanisch. Auch ein Erfolg der zahlreichen deutschen Schulen, die sich allerdings nur gutsituierte leisten können. Das Bildungssystem ist ähnlich dem in den USA: "Ohne Moos nix los."


Die "Escuela Militar"

Die gutsituierten besuchen elitäre Clubs. In einem war ich auch drin, dem "Club Deportivo Manquehue". Ein Sportclub. Hier gibt es neben Eisbein und Sauerkraut auch eine gute, altdeutsche Bierstube. Wer es sich leisten kann, der kommt hierher um Tennis, Bridge und Hockey zu spielen - oder einfach nur, um gut zu essen. Das Logo des Clubs erinnert unweigerlich an Preußen: dezentes schwarz-weiß-rot mit Adler.


Das Logo des "Club Deportivo Manquehue

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