Dienstag, 15. März 2005

Landung!

Mit einem harten Schlag setzt die 737 von Hapag Lloyd auf der Landebahn von Antalya auf. Nachdem ich schon den Start in Stuttgart verschlafen habe und etwas orientierungslos in geschätzten 3000 Metern Höhe aufgewacht bin, war mir das Hinübergleiten ins Traumland während des restlichen Fluges nicht vergönnt. Somit habe ich – nachdem endlich die Sonne aufgegangen war – aus dem für meine staunenden Augen viel zu kleinen Flugzeugfenster die Meerenge am Bosporus betrachtet und danach die verschneiten Gipfel des türkischen Taurusgebirges bewundert.

Das Brüllen der Triebwerke lässt nach, die Bremsen am Fahrwerk greifen und das mit über 150 Touristen besetzte Flugzeug rollt gemächlich aus. Es ist ein sonniger Tag, keine Wolke trübt den strahlend blauen Himmel. Kein Vergleich zum heimatlichen Deutschland, welches in den vergangenen Wochen immer mehr im Schnee versunken ist.
Während unsere Maschine zum Terminal rollt, winken uns einige Arbeiter auf der Landebahn belustigt zu. Wir nehmen unser Handgepäck und begeben uns zum Gepäckband. Irgendwann kommen auch unsere Taschen zum Vorschein und wir verlassen das Flughafengebäude.
Es herrschen angenehme 20 Grad und ich bin versucht meine Sonnenbrille herauszusuchen, erinnere mich aber rechtzeitig daran, sie tief in meinem Rucksack vergraben zu haben.

hafen_alanya
Hafenviertel von Alanya, Quelle: F-punkt-M

Gegenüber des Ausgangs sind einige Stände von den verschiedenen Reisegesellschaften aufgebaut. Nach einigem Suchen finden wir auch die örtlichen Vertreter unserer Reisegesellschaft, von welcher uns noch wenige Tage zuvor vollmundig versichert wurde, dass vom Flughafen immer wieder Transferbusse in unser 40 Kilometer entferntes Hotel fahren würden.
Scheinbar hat man jedoch vergessen, das auch mal den Leuten vor Ort mitzuteilen, denn auf eine entsprechende Anfrage wird uns in gebrochenem Deutsch versichert, dass es unsere einzige Möglichkeit sei, diese Entfernung in einem Taxi zurückzulegen.

Taxi fahren ist in der Türkei eine sehr kostspielige Angelegenheit. Dies liegt sicher zum Teil auch daran, dass die Benzinpreise sogar noch höher liegen als in Deutschland. Somit darf man mit rund einem Euro pro Kilometer rechnen.
Euro werden übrigens fast überall in der Türkei gerne genommen. Zumindest insofern ist die Eingliederung in Europa schon jetzt gelungen.
Vor wenigen Jahren wurde eine Währungsreform durchgeführt, so dass 1.000.000 türkische Lira jetzt einem neuen türkischen Lira – abgekürzt YTL – entsprechen. Dennoch scheint das Vertrauen der Bevölkerung in die eigene Währung enorm zu sein und die Akzeptanz des Euro ist eher als ein Entgegenkommen gegenüber Touristen und als Signal an Europa zu verstehen.

Überhaupt gibt man sich viel Mühe, Symbole zu setzen. Alles wirkt nett und freundlich. Man wird zuvorkommen behandelt und auch von Fremden höflich gegrüßt. Die unvermeidlichen Souvenirverkäufer sind genauso aufdringlich wie beispielsweise am Schloss von Versailles und an jeder beliebigen Sehenswürdigkeit in Italien.
Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Türkei also nur wenig von anderen Urlaubszielen am Mittelmeer, einzig die schlanken Türme der Minarette erinnern ständig daran, wo wir uns befinden. Morgen werden wir uns näher über unsere Ausflugziele informieren, welche teilweise weit im Landesinneren liegen. Hier erhoffen wir uns tiefere Einblicke als im Hotel am Strand.

Montag, 14. März 2005

Möge die Macht mit Dir sein!

Vergangenen Samstag fanden in Hannover die offiziellen deutschen Meisterschaften des Star Wars Customizable Card Game statt. In den Jahren nach 1996 noch voll im Trend und von Tausenden Jugendlichen in jeder Region Deutschlands eifrig gesammelt und gespielt ist es in den letzten Jahren – seit die Produktion eingestellt wurde – ruhig um die Trading Cards aus dem Star Wars Universum geworden.

Einige Unverdrossene jedoch sammeln, tauschen und spielen immer noch. Über das Internet hält die geschrumpfte Community untereinander Kontakt und das Player's Committee kümmert sich um die Belange der Spieler aus aller Welt, sorgt für eine Weiterentwicklung des Spiels und richtet die nationalen und internationalen Meisterschaften aus.
Dabei wird nach einem Ligasystem gespielt welches den alten Regeln der Fußball-Bundesliga gleicht: Für einen Full Win (der Gegner hat all seine Karten verloren) werden dem Sieger zwei Punkte gut geschrieben, wenn er nach Ablauf der Spielzeit nur über mehr Karten als sein Kontrahent verfügt, erhält er einen Punkt. Der Verlierer geht in jedem Fall leer aus.
Bei nationalen Wettkämpfen wird nach insgesamt sechs Partien – jeder Spieler tritt je drei mal in der Rolle des Imperiums oder der Allianz an – der Tabellenführer zum Sieger gekürt.

swccg_dt_meisterAm Samstag fand sich die Elite der deutschen Star Wars Spieler gegen 10:00 Uhr am Wettkampfort ein und wurde von Chris Menzel, dem „Flight Leader“ für Deutschland, Österreich und die Schweiz begrüßt.
Nach über acht Stunden hitziger Gefechte, hinterlistiger Taktiken, Siegen und Niederlagen hatte sich Florian Siepel aus Neustadt mit zwölf Punkten klar als neuer deutscher Meister durchgesetzt. Während des ganzen Turniers gab er sich keine Blöße und hinterließ stets verblüffte Gegner.
Zweiter wurde Vorjahressieger Dirk Friedrichs aus Hannover, welcher sich mit sieben Punkten knapp gegen Philipp Otter aus Karlsruhe durchsetzen konnte der mit sechs Punkten die Bronzemedaille einheimste.

Bild: F-punkt-M

Madame Lan

Versprochen ist versprochen. Fast auf den Tag genau ein Jahr, nachdem ich Madame Lans Gast war, mache ich endlich mein Versprechen wahr und erzähle ihre Geschichte:

Die Heimatstadt von Madame Lan, Nha Trang, liegt in der Südhälfte Vietnams. Als Tochter des von den französischen Kolonialherren eingesetzten Polizeichefs wuchs sie sorglos auf und ging auf die französische Schule der Stadt. Als es den Viet Minh unter General Vo Nguyen Giap nach jahrelangem Guerilla-Kampf am 7. Mai 1954 jedoch gelingt, die Franzosen in der Schlacht von Dien Bien Phu zu besiegen, endet mit der französischen Kolonialherrschaft auch das sorglose Leben Lans. Der Vater wird bald seines Postens enthoben. Wenig später sind Vater und Mutter verschwunden. Lan wird von ihrer Tante aufgenommen, die zu geizig ist, um ihre Nichte in die Schule zu schicken. Ihre eigenen Kinder gehen jedoch zur Schule. Wie ein Aschenputtel lebte das junge Mädchen Lan von jetzt an. Die gesamte Arbeit im Haushalt wurde ihr übertragen und sobald die erledigt war, ging sie putzen um sich ihr Kostgeld für die Tante zu verdienen. In den wenigen freien Stunden, die sie hatte, schlich sie sich zum Schulgebäude, versteckte sich unter dem offenen Fenster und lauschte dem Unterricht, denn ihr Traum war es Lehrerin zu werden. Mit sechzehn ging sie zur Müllabfuhr. Die Arbeit war härter und schmutziger, aber besser bezahlt. Lan wollte schließlich zur Schule gehen. Und das kostete Geld. Tagsüber ging sie zur Schule, abends arbeite sie als Straßenfegerin und nachts - auf der Strasse im Schein der Straßenlaternen - machte sie ihre Schulaufgaben und lernte für die Prüfungen. Trotz der widrigen Umstände schloss sie die Schule erfolgreich ab und wurde Lehrerin für Französisch und einigen anderen Fächern, die mir aber leider entfallen sind. Sie ging in ihrem Beruf auf. Irgendwann fand sie die Liebe und heiratete einen Kapitän der Handelsmarine.

Dann kam der Vietnamkrieg. Lan blieb allein in Nha Trang, ihr Mann wurde Kapitän auf einem südvietnamesischen Kriegsschiff.

Als dann Saigon, die Hauptstadt Südvietnams, am 30. April 1975 von den Truppen des Nordens eingenommen wurde und die letzten Angehörigen des US-Marine-Corps vom Dach der US-Botschaft ausgeflogen wurden, begann das eigentliche Martyrium der kleinen Familie. Madame Lan war inzwischen Mutter eines kleinen Sohnes, aber ihr Mann verschwand, als Offizier der besiegten südvietnamesischen Streitkräfte, für die nächsten zehn Jahre in den Kerkern der neuen kommunistischen Herrscher.
Lan erhielt als seine Frau Berufsverbot. Nachdem ihr Mann aus der Gefangenschaft entlassen wurde, zog die Familie nach Saigon, das jetzt Ho-Chi-Minh-Stadt heißt. Die Quälereien im Gefängnis hatten Lans Ehemann stark verändert. "Er war nicht mehr wieder zu erkennen", sagte sie mir.

Um den Repressalien in Vietnam zu entgehen, bemühten sie sich um die Ausreise in die USA. Sie waren ihn Vietnam ohnehin nicht erwünscht. Nachdem endlich die nötigen Papiere zusammengetragen waren, erhielt die Familie eine Vorladung zu einem "Gespräch" in der für die Ausreise zuständigen Behörde. Mit dem Fahrrad machten sie sich auf den Weg zum besagten Amtsgebäude, um auch diese letzte Hürde zu überwinden. Unterwegs gab es einen "Unfall". Ein Auto des Geheimdienstes kam aus dem Nichts angeschossen und überfuhr den Vater.

Der Traum von Amerika war gestorben. Lan erwartete ihr zweites Kind.

Die folgenden Jahre verbrachte Lan damit, ihren mit schweren Kopfverletzungen dahinsiechenden Ehemann zu pflegen. Als er nach Jahren wieder halbwegs hergestellt war, ging er fort. Er wäre der Familie eine zu große Belastung gewesen. Seitdem arbeitet er in den Bergen in einem Steinbruch. Er war Kapitän gewesen, hatte die Welt gesehen und eine Familie gehabt. Heute ist er ein Krüppel mit gebrochener Seele und hackt mit Hammer und Meißel unter der Glutsonne Vietnams Tag für Tag Granitquader aus dem Berg.

Madame Lan lebt mit ihrer Tochter wieder in Nha Trang. Das Berufsverbot ist nie aufgehoben worden, und somit hat sie kein Einkommen. In ihrer kleinen Einraumwohnung hat sie eine Tafel über dem Esstisch aufgehängt und gibt Ausländern Unterricht in Vietnamesisch, um sich über Wasser zu halten. Ihre Tochter geht zur Schule und möchte in Frankreich studieren. Der Sohn ist studierter Jurist (wo er das studiert hat kann ich leider nicht mehr sagen), hat aber in Vietnam ebenfalls Berufsverbot.

Während sie mir ihre traurige Geschichte erzählte, verschwand trotzdem nie das Lächeln von Madame Lans Gesicht. "Man muss nunmal weiterleben. Was sollen wir sonst machen?"

- Der Matze -

Sonntag, 13. März 2005

Land der Gegensätze – Türkei

Nomaden, Teppichknüpfer, Fabrikarbeiter, Physiker.
Moslems, Juden, Christen.
Griechen, Seldschuken, Kurden.
Riviera, Schwarzes Meer, Taurusgebirge, Anatolien.
Römisches Imperium, Osmanisches Reich, Demokratie.
Fruchtbarer Boden auf dem das ganze Jahr über Baumwolle und Zitrusfrüchte wachsen und karge Hochtäler in denen bis in den März hinein Schneemassen die Haustüren blockieren.


drei_religionen
Quelle: F-punkt-M

Von den ersten Eindrücken bei der Landung über Naturwunder und antike Ausgrabungsstätten bis hin zu türkischer Philosophie und Kunst. Wie sieht sich die Türkei selbst und was bedeutet sie für Europa?
Die Quintessenz einer Woche Aufenthalt zwischen Asien und Europa in den nächsten Tagen hier beim Postboten!

Mittwoch, 9. März 2005

Begegnungen mit dem König der Meere und seinen Untertanen

Ein Erlebnis von Mira

Das wunderbare Sternenzelt der letzten Nacht, so hell und von Sternen übersäht wir noch nie zuvor eines gesehen hatten, hat sein Versprechen auf gutes Wetter erfüllt. Heute werden wir losziehen, um in Kaikoura in die fabelhafte Welt der Meeressäuger einzutauchen, Wale und Delphine zu finden.

Warum wir ausgerechnet dort auf die Suche gehen? Nur wenige Kilometer von der Küste der kleinen Stadt liegt ein riesiger Canyon unter Wasser, der bis zu zwei Kilometer tief, an keinem anderen Ort der Welt so nah am Ufer zu finden ist. Die Wahrscheinlichkeit in Kaikoura in Küstennähe auf Wale zu treffen, die eine gewisse Tiefe zum Überleben brauchen, ist nirgendwo größer. Perfekte Bedingungen, um das erste Mal in unserem Leben dem König der Meere zu begegnen.

Nach einem stürmischen Ritt, der meine Seetauglichkeit auf eine harte Probe stellte, erreichten wir das Gewässer, in dem zuletzt ein Sperm Whale gesichtet wurde. Warum er Sperma-Wal heißt? Ich weiß es nicht! In der "gepflegten" Deutschen Sprache nennt man ihn wohl Pottwal.

Mit Hilfe des Hydrophons, mit welchem man die leisesten Geräusche unter Wasser hören kann, sichten wir schließlich den ersten Sperm Whale (der Pottwal gibt Laute von sich, die teilweise zweimal so laut sind, wie die Triebwerke einer 747). Er dümpelte ganz gemütlich im Meer herum und gewährte uns nur einen Blick auf einen minimalen Teil seines Körpers, dessen Länge bis zu 20 Meter betragen kann und dessen Gewicht bei etwa 50 Tonnen liegt.

Ich kann meinen Blick kaum von dem Koloss lösen, bis er nach einigen Minuten wieder in die Tiefen des Meeres abtaucht. Als er sich verabschiedet, halte ich vor Aufregung den Atem an: Er streckt seine wunderschöne Schwanzflosse elegant in die Höhe und verschwindet. Er ist weg!

spermwhale2
Quelle: C.R.+M.W.: Sperm-Whale (li), Dusky Dolphins (re)

Kaum hat sich das eben gesehene in meinem Bewusstsein festgesetzt, erwartet mich das nächste Erlebnis auf hoher See: die Begegnung mit dem Dusky Dolphin (Dunkler Delphin). Plötzlich befinden wir uns in einer ganzen Herde (über 100 Stück) verspielter Delfine. Fasziniert betrachte ich, wie die schönen Meeressäuger im Wasser herumspringen und ganz nah an das Boot heranschwimmen. Wie könnte ich in diesem Moment des Glücks daran denken, dass Delfine von fast allen Meeresbewohnern ebenso gefürchtet sind, wie Haie? Dass sie skrupellose Killer sind, die ihre Opfer im Rudel jagen und töten und nur für den Menschen einen Freund darstellen? Der Gedanke durchzuckt mich, doch ich kann und will ihn nicht halten.

Nach meiner ersten Begegnung mit den verspielten "Killern" statten wir einer Sealkolonie einen kurzen Besuch ab. Die Pelzrobben dösen faul auf den Felsen in der Sonne und machen kaum die Augen auf, als wir sie passieren. Doch jegliche Trägheit fällt von ihnen ab, wenn sie in ihr Element eintauchen. Sie lassen sich formvollendet durch das Wasser treiben, strecken ihre Flossen in die Höhe, drehen und wenden sich verspielt und wirken trotz ihrer Körpergröße (bis zu 2m) wie kleine Kinder.

Anschließend kehren wir wieder in tiefere Gewässer zurück, um nochmal einen Blick auf einen Pottwal erhaschen zu können. Der Anblick lässt nicht lange auf sich warten und bald halten wir wenige Meter vor dem riesigen Säugetier und lassen sich dort auf den Wellen treiben. Durch die kurze Distanz erkenne ich ganz deutlich die raue, Poren übersähte Haut und die kleine Rückenflosse. Will den Wal anfassen, ihn berühren, würde am liebsten ins Wasser springen, um die ganze Pracht seiner majestätischen Größe zu bewundern. Doch stattdessen bleibe ich starr stehen (soweit das bei dem Wellengang möglich ist) und will mir alles genau einprägen: die gelegentlichen Fontänen, seine Reaktion auf größere Wellen und ich versuche von der sichtbaren Körpergröße auf die Tatsächliche zu schließen.

Doch der Moment geht zu Ende, und ich muss erneut den Atem anhalten, als sich der König der Meere mit seinem graziösen Abgang bei uns, bei mir, verabschiedet!

Dienstag, 8. März 2005

Momentaufnahme: Kaikoura, Südpazifikküste

Ich sitze in meinem Campingstuhl, inmitten von Schilf und Gras. Die langen Stiele bewegen sich gleichmäßig im Wind. Keine Fünfzehn Meter vor mir, der Südpazifik, der sich schier unendlich entlang des Horizonts erstreckt.

author
Quelle: C.R.+M.W.: Innere Ruhe und Zufriedenheit

Die Wellen rollen Richtung Strand und brechen sich drei, vier, fünfmal, bevor sie auf die Felsen prallen. Es weht ein kräftiger und kühler Nordwind aus den Bergen, deren Gipfel fast die Wolken berühren. Doch die letzten Strahlen der untergehenden Sonne, verdrängen die Kühle und wärmen meinen Rücken. Der Geruch von Gras und Salzwasser liegt in der Luft. Das Tosen der Wellen und der Wind, der durch das Schilf weht, vermischen sich mit dem Zirpen der Grillen und vereinzelter Schreie der Seemöwen, die in der Abendsonne auf Beutejagd gehen. Ich kaue auf einem Grashalm und schaue hinaus aufs Meer. Ich bin einfach nur dankbar und zufrieden.

(Route: Abel Tasman Nationalpark - Richmond - Nelson - Blenheim - Kaikoura)

Auf der Suche nach Abenteuer im Paradies gelandet...

Was bedeutet Travelling?

Eigentlich nichts anderes als Reisen. Jedoch reisen auf eine ganz besondere Weise. Diese Art zu reisen, differenziert UNS von allen Touris, Pauschalreisenden und Kulturbanausen, die lieber die Ansichtskarten kaufen, als sich all die wunderbaren Dinge selbst zu erleben (obwohl sie vor Ort sind). Die erste Assoziation mit Travelling jedoch ist immer Abenteuer. Nicht wissen, was kommt, wo bin ich, wo schlafe ich Morgen, wen lerne ich kennen, wer wird mich ein Stück auf meiner Reise begleiten? Spontan, offen und mutig ins Unbekannte. Das ist unser Kick, das ist unser Nervenkitzel! Doch während in vielen anderen Ländern der Welt dieses Adrenalin nahezu an jeder Ecke lauert, ist das neuseeländische Abenteuer eher sportlicher Natur.

Die schönsten, interessantesten und spannendsten Wochen unseres Lebens liegen hinter uns. In dieser Zeit war unser Camper immer ein sicherer Halt und gab uns ein gewisses Gefühl von "ein zu Hause haben". Doch nun war die Zeit gekommen, dem Camper den Rücken zu kehren und unserem Abenteuerurlaub ein bisschen mehr Abenteuer zu injizieren. Wir starteten mit dem Sonnenaufgang. Rechts, Links, Rechts, Links tauchten die Paddel in das Kristallklare Wasser des Abel Tasman Nationalparks. Unser Guide Rob führte unsere kleine Kajakgruppe vorbei an steilen Küsten, dichtem Urwald und unzähligen versteckten Buchten mit goldenem Sand. Die Sonne strahlte und ließ den Pazifik in den tollsten Blau- und Grüntönen glitzern. Mantarochen und Seehunde kreuzten unseren Weg und in einer der Buchten sprangen wir in die Fluten und genossen das kühle Nass.

kajaktour
Quelle: C.R.+M.W.: Mit dem Kajak durchs Paradies

Am Nachmittag paddelten wir einen kleinen Fluss entlang, der unglaublicherweise schon nach wenigen Metern schmeckbar kein Salzwasser mehr führte. Wer den Film "The Beach" kennt, kann sich vorstellen, wie der Strand aussah, an dem wir an diesem Abend unsere Zelte aufschlugen. Am nächsten Morgen, bei Low Tide, überquerten wir den Fjord, über den wir am Vortag, bei Flut, noch zum Fluss gepaddelt waren und marschierten gen Norden. Vorbei an Wasserfällen, bizarren Felsformationen und unberührtem Urwald passierten wir eine Traumbucht nach der anderen. Als wir am Nachmittag vom Wassertaxi abgeholt wurden und in 40 Minuten unseren Zweitagestrip im Schnelldurchlauf Revue passieren lassen konnten, wurde uns so langsam klar, dass wir die Ehre hatten, ein Stückchen des Paradieses kennen gelernt zu haben...

(Route: Picton - Marlborough Sound - Nelson - Abel Tasman Nationalpark)

Gute Vorsätze...

Regenjacke, Fliespulli, Mütze, Badehose... mitgenommen haben wir Kleidung für jedes Wetter. Schon vor unserer Reise wussten wir, welche Klimaschwankungen auf uns zukommen würden. Wir lasen und hörten von Regen - viel Regen! "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung" war unser Motto, mit dem festen Vorsatz uns von jeglichen Klima-Einflüssen nicht die Laune verderben zu lassen. Doch wie schnell man alle guten Vorsätze über den Haufen wirft, weiß wohl jeder selbst am besten.

In Neuseeland angekommen erwartete uns Sonnenschein. Nicht nur ein bisschen Sonne, sondern purer Sonnengenuss, Strandwetter, Flip Flop - Wetter (Flip-Flops werden hier übrigens "jentals" genannt). Sechzehn Tage Sonnenschein ohne auch nur einen Tropfen Regen. Bis zum siebzehnten Tag... ich wache auf und höre die Regentropfen gegen die Zeltwand prasseln. Gerade heute wollten wir den Tongario Crossing Track, die wohl schönste Tageswanderung Neuseelands, laufen (aber ist nicht gerade heute immer etwas besonderes, ist nicht jeder Tag besonders?). Ich schiebe die Enttäuschung beiseite und mache Mira, die gerade aufgewacht ist, Hoffnung: "Der Tongarion Nationalpark ist noch 50 km entfernt. Wahrscheinlich ist dort das beste Wetter." Während ich verzweifelt eine Lösung suche, das nasse Zelt zu trocknen, versuche ich krampfhaft selbst diesen Strohhalm der Hoffnung zu ergreifen.
Wir fahren los... und wer hätte das gedacht (ich selbst wohl am wenigsten), ich hatte Recht: nachdem der Regen schon nach wenigen Kilometern aufgehört hatte, rissen die Wolken über dem Gipfel des Mount Tongario auf und die uns so vertrauten Sonnenstrahlen ließen die letzten Schneereste an den Hängen des Vulkans erstrahlen.

clouds
Quelle: C.R.+M.W.: Mount Tongario

Doch die Ernüchterung folgte prompt. Aufgrund der labilen Wetterlage, und da am Wochenende schon mehrere Wanderer verschollen waren, wurde der Track für die kommenden Tage gesperrt. Innerhalb von Sekunden war alle Hoffnung dahin. Betrübt und schweren Herzens ließen wir den Nationalpark hinter uns. Erst später auf der Fahrt nach Wellington erinnerte ich mich wieder an unsere Vorsätze und erst jetzt wurde mir klar, wieviel Glück wir bisher mit dem Wetter hatten und das ich dankbar sein sollte, erst einen Tag Regen erlebt zu haben.

Letztendlich haben wir gelernt, dass das Wetter schon eine Rolle spielt und dass es im Moment einer Enttäuschung sehr schwer ist, das Gesamtbild zu sehen, das sich in unserem Fall doch bisher so positiv gestaltet hatte.

Als wir am nächsten Morgen erwachten, strahlte die Sonne...!

(Route: Te Urewera Nationalpark - Lake Taupo - Tongarion Nationalpark - Wellington - Picton)

Trau Dich!

Du stehst draußen,

Aktuelle Beiträge

Buh, mich mit sowas zu...
Buh, mich mit sowas zu bewerfen, wo ich doch gar keine...
Turin - 10. Sep, 10:02
Das Marken-Stöckchen
Hier war ja schon lange nix mehr los. Aber statt geheuchelten...
F-punkt-M - 8. Sep, 21:56
Vor allem: Buche einen...
... wo das Flugzeug auch mit einem Internetzugang für...
tande dani - 30. Jul, 17:47
Religiöse Floskeln; Konjunktiv,...
Religiöse Floskeln; Konjunktiv, wohin man blickt: bitten,...
F-punkt-M - 27. Jul, 16:45
Punkt 5 lautet im Original...
Punkt 5 lautet im Original "Schliesse deine Augen und...
Turin - 25. Jul, 11:00

Archiv

Juli 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
 
 

Suche

 

Status

Online seit 7489 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 10. Sep, 10:02

Abstellkammer
Chile y Argentina
Echtzeit
Fotoalbum
Hoerbar
Inside Cambodia
Kiwifahrt
Kuechenzeilen
Kulturraum
Land Down Under
Prosa
Reisebuero
Reisplattform
Schaufenster
Terrarium
Wissenswert
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren