Dienstag, 8. März 2005

Momentaufnahme: Kaikoura, Südpazifikküste

Ich sitze in meinem Campingstuhl, inmitten von Schilf und Gras. Die langen Stiele bewegen sich gleichmäßig im Wind. Keine Fünfzehn Meter vor mir, der Südpazifik, der sich schier unendlich entlang des Horizonts erstreckt.

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Quelle: C.R.+M.W.: Innere Ruhe und Zufriedenheit

Die Wellen rollen Richtung Strand und brechen sich drei, vier, fünfmal, bevor sie auf die Felsen prallen. Es weht ein kräftiger und kühler Nordwind aus den Bergen, deren Gipfel fast die Wolken berühren. Doch die letzten Strahlen der untergehenden Sonne, verdrängen die Kühle und wärmen meinen Rücken. Der Geruch von Gras und Salzwasser liegt in der Luft. Das Tosen der Wellen und der Wind, der durch das Schilf weht, vermischen sich mit dem Zirpen der Grillen und vereinzelter Schreie der Seemöwen, die in der Abendsonne auf Beutejagd gehen. Ich kaue auf einem Grashalm und schaue hinaus aufs Meer. Ich bin einfach nur dankbar und zufrieden.

(Route: Abel Tasman Nationalpark - Richmond - Nelson - Blenheim - Kaikoura)

Auf der Suche nach Abenteuer im Paradies gelandet...

Was bedeutet Travelling?

Eigentlich nichts anderes als Reisen. Jedoch reisen auf eine ganz besondere Weise. Diese Art zu reisen, differenziert UNS von allen Touris, Pauschalreisenden und Kulturbanausen, die lieber die Ansichtskarten kaufen, als sich all die wunderbaren Dinge selbst zu erleben (obwohl sie vor Ort sind). Die erste Assoziation mit Travelling jedoch ist immer Abenteuer. Nicht wissen, was kommt, wo bin ich, wo schlafe ich Morgen, wen lerne ich kennen, wer wird mich ein Stück auf meiner Reise begleiten? Spontan, offen und mutig ins Unbekannte. Das ist unser Kick, das ist unser Nervenkitzel! Doch während in vielen anderen Ländern der Welt dieses Adrenalin nahezu an jeder Ecke lauert, ist das neuseeländische Abenteuer eher sportlicher Natur.

Die schönsten, interessantesten und spannendsten Wochen unseres Lebens liegen hinter uns. In dieser Zeit war unser Camper immer ein sicherer Halt und gab uns ein gewisses Gefühl von "ein zu Hause haben". Doch nun war die Zeit gekommen, dem Camper den Rücken zu kehren und unserem Abenteuerurlaub ein bisschen mehr Abenteuer zu injizieren. Wir starteten mit dem Sonnenaufgang. Rechts, Links, Rechts, Links tauchten die Paddel in das Kristallklare Wasser des Abel Tasman Nationalparks. Unser Guide Rob führte unsere kleine Kajakgruppe vorbei an steilen Küsten, dichtem Urwald und unzähligen versteckten Buchten mit goldenem Sand. Die Sonne strahlte und ließ den Pazifik in den tollsten Blau- und Grüntönen glitzern. Mantarochen und Seehunde kreuzten unseren Weg und in einer der Buchten sprangen wir in die Fluten und genossen das kühle Nass.

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Quelle: C.R.+M.W.: Mit dem Kajak durchs Paradies

Am Nachmittag paddelten wir einen kleinen Fluss entlang, der unglaublicherweise schon nach wenigen Metern schmeckbar kein Salzwasser mehr führte. Wer den Film "The Beach" kennt, kann sich vorstellen, wie der Strand aussah, an dem wir an diesem Abend unsere Zelte aufschlugen. Am nächsten Morgen, bei Low Tide, überquerten wir den Fjord, über den wir am Vortag, bei Flut, noch zum Fluss gepaddelt waren und marschierten gen Norden. Vorbei an Wasserfällen, bizarren Felsformationen und unberührtem Urwald passierten wir eine Traumbucht nach der anderen. Als wir am Nachmittag vom Wassertaxi abgeholt wurden und in 40 Minuten unseren Zweitagestrip im Schnelldurchlauf Revue passieren lassen konnten, wurde uns so langsam klar, dass wir die Ehre hatten, ein Stückchen des Paradieses kennen gelernt zu haben...

(Route: Picton - Marlborough Sound - Nelson - Abel Tasman Nationalpark)

Gute Vorsätze...

Regenjacke, Fliespulli, Mütze, Badehose... mitgenommen haben wir Kleidung für jedes Wetter. Schon vor unserer Reise wussten wir, welche Klimaschwankungen auf uns zukommen würden. Wir lasen und hörten von Regen - viel Regen! "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung" war unser Motto, mit dem festen Vorsatz uns von jeglichen Klima-Einflüssen nicht die Laune verderben zu lassen. Doch wie schnell man alle guten Vorsätze über den Haufen wirft, weiß wohl jeder selbst am besten.

In Neuseeland angekommen erwartete uns Sonnenschein. Nicht nur ein bisschen Sonne, sondern purer Sonnengenuss, Strandwetter, Flip Flop - Wetter (Flip-Flops werden hier übrigens "jentals" genannt). Sechzehn Tage Sonnenschein ohne auch nur einen Tropfen Regen. Bis zum siebzehnten Tag... ich wache auf und höre die Regentropfen gegen die Zeltwand prasseln. Gerade heute wollten wir den Tongario Crossing Track, die wohl schönste Tageswanderung Neuseelands, laufen (aber ist nicht gerade heute immer etwas besonderes, ist nicht jeder Tag besonders?). Ich schiebe die Enttäuschung beiseite und mache Mira, die gerade aufgewacht ist, Hoffnung: "Der Tongarion Nationalpark ist noch 50 km entfernt. Wahrscheinlich ist dort das beste Wetter." Während ich verzweifelt eine Lösung suche, das nasse Zelt zu trocknen, versuche ich krampfhaft selbst diesen Strohhalm der Hoffnung zu ergreifen.
Wir fahren los... und wer hätte das gedacht (ich selbst wohl am wenigsten), ich hatte Recht: nachdem der Regen schon nach wenigen Kilometern aufgehört hatte, rissen die Wolken über dem Gipfel des Mount Tongario auf und die uns so vertrauten Sonnenstrahlen ließen die letzten Schneereste an den Hängen des Vulkans erstrahlen.

clouds
Quelle: C.R.+M.W.: Mount Tongario

Doch die Ernüchterung folgte prompt. Aufgrund der labilen Wetterlage, und da am Wochenende schon mehrere Wanderer verschollen waren, wurde der Track für die kommenden Tage gesperrt. Innerhalb von Sekunden war alle Hoffnung dahin. Betrübt und schweren Herzens ließen wir den Nationalpark hinter uns. Erst später auf der Fahrt nach Wellington erinnerte ich mich wieder an unsere Vorsätze und erst jetzt wurde mir klar, wieviel Glück wir bisher mit dem Wetter hatten und das ich dankbar sein sollte, erst einen Tag Regen erlebt zu haben.

Letztendlich haben wir gelernt, dass das Wetter schon eine Rolle spielt und dass es im Moment einer Enttäuschung sehr schwer ist, das Gesamtbild zu sehen, das sich in unserem Fall doch bisher so positiv gestaltet hatte.

Als wir am nächsten Morgen erwachten, strahlte die Sonne...!

(Route: Te Urewera Nationalpark - Lake Taupo - Tongarion Nationalpark - Wellington - Picton)

Trau Dich!

Du stehst draußen,

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