Sonntag, 25. Dezember 2005

Auf der Suche nach einem neuen Hobby

Unter Wasser - ein Stueck Plastik in meinem Mund. Was, ich soll jetzt atmen? Fuenf mal? Angst, Entsetzen, Panik. Der Drang, den Kopf aus dem Wasser zu heben wird uebermaechtig.
Dann siegt der Verstand ueber den Instinkt - langsam stroemt gefilterte, trockene, herrliche Luft in meine Lungen. Einmal, zweimal, dreimal, viermal, fuenfmal. Endlich kann ich wieder auftauchen. Das Spiel wiederholt sich, die Anforderungen steigen: Jedesmal ein Stueck tiefer, Maske ausblasen, Kommunikation mit dem Tauchpartner, Druckausgleich, Notaufstiegsprozeduren, das Teilen von Atemluft.
Am zweiten Tag fuehle ich mich auf dem Grund des vier Meter tiefen Uebungspools richtig wohl.

Dann geht es hinaus aufs Meer - zum Great Barrier Reef. Groesser als England und Irland zusammen erstreckt es sich vom australischen Bundaberg bis Papua Neuguinea - in einer Tiefe von wenigen Metern unter der Wasseroberflaeche des Pazifischen Ozeans. Der erste Tauchgang soll am Milln Reef stattfinden. Es regnet, die See ist aufgewuehlt. Das Schiff ist nur an einer Boje festgemacht, wir schwimmen also zum Bug und beginnen mit dem Abstieg an der Ankerleine.

Es ist kein Grund in Sicht - rundherum nur Blau, 10 Meter Tiefe. Von hier bis zur Wasseroberflaeche brauche ich mindestens eine Minute, sonst koennten meine Lungen unter dem zu schnellen Druckverlust platzen oder ich der Dekompressionskrankheit zum Opfer fallen. Scheisse, was mache ich hier eigentlich? Hier fuehle ich mich nicht wohl. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin, wo das Schiff ist oder wo das verdammte Riff ist - unser Tauchlehrer scheinbar ebensowenig. Nachdem wir eine Viertel Stunde durch nichtssagendes Blau geirrt sind, enscheidet er sich dafuer, aufzutauchen und an der Wasseroberflaeche bis zum Riff zu schwimmen. Wenigstens habe ich jetzt einen "Boden" unter mir. Wir tauchen noch ein wenig herum, dann ist unsere Atemluft verbraucht - zurueck zum Schiff.

Ein weiterer Tauchgang - Maske abnehmen und ausblasen - Salzwasser in meinen Augen und in meinem Mund. Aufgeben? Auf geht's Bursche, das ziehst Du jetzt durch!

Der naechste Morgen - 5:30 Uhr. Verdammt, jemand hat meinen Stinger-Suit geklaut. Muede suche ich einen Neuen. Der Sprung ins Wasser ist nicht dazu angetan, mich aufzuwecken, 28 Grad Wassertemperatur sind dafuer entschieden zu warm. Im Halbschlaf bringe ich den Tauchgang hinter mich - nicht viel aufregendes ist passiert, das bisschen Salzwasser stoert jetzt auch nicht mehr.

Ein letztes Mal mit Instructor ins Wasser, ein letztes Mal Uebungen am Meeresgrund - dann bekommen wir unsere Tauchausweise - stilecht in 15 Metern Tiefe. Wir haben noch ein wenig Zeit und erkunden das Riff - ein schwarzer Riffhai umkreist uns, Wrassen und allerlei anderes Getier tummeln sich in der bunten Unterwasserwelt.

Ortswechsel, ein neues Riff, ein letzter Tauchgang - diesmal alleine, nur mit meinem Tauchpartner. Das Riff ist durchzogen von kleinen Canyons und Hoehlen. Schwerelos gleiten wir zwischen den Korallen hindurch. Ein Anstieg - Einatmen. Ausatmen - wieder zurueck zum Grund. Nach einer halben Stunde signalisiert mir mein Buddy, dass sein Luftvorrat knapp wird - Safetystopp in 5 Metern Tiefe - zurueck zum Schiff. Erst als das Gewicht der Tauchausruestung wieder auf meinen Knochen lastet wird mir klar, dass ich eine neue Leidenschaft gefunden habe.


Ach uebrigens: Weihnachten? - Faellt dieses Jahr scheinbar aus.

Trau Dich!

Du stehst draußen,

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